»Garteln an der Stadtmauer. Gemeinschaftsgarten mit künstlerischem Anspruch«
Ausgangslage
Die Gemeinde Glurns arbeitet an einem Stadtentwicklungsprojekt, das den Stadtraum
beleben und die Bürgerbeteiligung aktivieren soll. 2014 wurde im Rahmen des INTERREG
IV/ITA-AUT Projektes »AdMuseum« der Ideenwettbewerb »AdOppidum« (»In die Stadt«) zur
Realisierung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum durchgeführt.
Ziel des Interreg-Projektes ist es, in Form von Kunstprojekten die 700-jährige
Stadtgeschichte – die eng mit der Geschichte des Grenzgebiets Vinschgau, Engadin und
Oberes Gericht zusammenhängt – aufzuarbeiten und zugänglich zu machen.
Eine internationale Fachjury ermittelte aus den verschiedenartigsten Einreichungen Projekte,
die sowohl inhaltlich als auch organisatorisch umsetzbar sind.
Die dabei prämierte Projektidee der Künstlerin Carmen Müller »Garteln an der Stadtmauer.
Gemeinschaftsgarten mit künstlerischem Anspruch« wird derzeit als Kleinprojekt des
INTERREG V – Förderprogramms ITA–AUT 2014-20120-EFRE-CLLD-Kleinprojekt Terra Raetica unter der Bezeichnung »Gemeinschaftsgarten mit
künstlerischem Anspruch« umgesetzt. Träger ist die Stadtgemeinde Glurns.
Die grenzüberschreitende Kooperation im Dreiländereck Österreich, Schweiz und Italien – der
sogenannten Terra Raetica – ermöglicht der Künstlerin die Zusammenarbeit sowohl mit dem
Klostergarten der Benediktinerinnen in Müstair (CH), wo der Austausch von gärtnerischem
Wissen über Kräuter- und Gemüseanbau künstlerisch dokumentiert wird,
als auch kulturelle/künstlerische Kontakte mit dem Kulturverein SigmundsRied im Oberinntal
(A), die wiederum in das Projekt einfließen. Somit macht das Pflanzenwissen aus Nutz- und
Ziergarten nicht in Glurns halt, vielmehr findet im Sinne des »Über-den Gartenzaun-Schauens«
ein Transfer innerhalb des Dreiländerecks Schweiz, Österreich, Italien statt.
Das Konzept
Auf einem öffentlichen Grundstück von ca. 2.000 m2 außerhalb der Stadtmauer, in der Nähe des
Schludernser Tors, wird seit dem Frühsommer 2017 unter der Leitung der Künstlerin von
engagierten Gartenfreundinnen und -freunden aus Glurns und Umgebung der
Gemeinschaftsgarten als Schaugarten – Pflückort – Erntegarten angelegt. Historische und
aktuelle Kulturpflanzen werden in Mischkultur gesät oder gepflanzt, im Freundes- und
Bekanntenkreis werden Pflanzen getauscht und verschenkt.
Mittlerweile hat sich eine Anzahl von Gönnerinnen und Gönnern gefunden, die das Projekt mit
Pflanzengaben unterstützen.
Es soll hier auch ein Ort der Kommunikation und generationsübergreifenden Vielfalt
entstehen. Dieser gesellschaftliche Raum ist für den Austausch von Erfahrungen und für
Lernprozesse rund um den Gartenbau mit Nutz- und Zierpflanzen konzipiert. Es wird
gemeinsam gepflanzt, gepflegt, beobachtet, experimentiert, geerntet und auch genossen:
Sichtbares, das verbindet.
Der öffentlich zugängliche Schaugarten ist eine Stätte der Betrachtung, eine anregende
Flaniermeile für die Bevölkerung und die zahlreichen Gäste der Stadt. Gerne wird der Ort
von Gästen für ein Picknick gewählt. Lustwandeln zwischen Bäumen, Sträuchern und Beeten,
reife Beeren naschen oder sich auch nur eine Blume ins Knopfloch stecken: Erlebnisse, die
angenehme Erinnerungen hinterlassen.
In Zukunft soll der Stadtgarten auch als Gartenschule für Jugendliche, als Raum für
Naturerfahrung und für gemeinsames Lernen genutzt werden: Er soll ein Ort sein, der
Synergien durch Schaffensfreude und Inspirationen entstehen lässt.
Die Mitbestimmung weckt das Gefühl von aktiver Gestaltung – es findet ein Austausch statt,
der über den eigenen gärtnerischen und sozialen Alltag hinausführt.
Konstruktionen wie ein Gerätehäuschen, Rankgerüste für Kletterpflanzen oder
Sitzgelegenheiten werden in Gemeinschaft mit dem Arbeitsrehabilitationsdienst Latsch
geschaffen.
Geplant ist die Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft
Vinschgau, denen im Rahmen dieses Projekts Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für
psychisch kranke Personen angeboten werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Der Gemeinschaftsgarten bedeutet einen Mehrwert
für die Stadt Glurns und ihre Besucherinnen und Besucher. Er hat das Potenzial, sich zu
einem Langzeitprojekt mit unzähligen Entfaltungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Glurns, im Gartenjahr 2017 bis 2018
Carmen Müller lebt als freischaffende Künstlerin in Meran. Diplom an der Universität für angewandte
Kunst Wien. In ihren Werken setzt sie sich mit Alltagskultur auseinander. Im multimedialen Bereich
angesiedelt, entfalten sich ihre Arbeiten in Ausstellungs- und Buchprojekten und in der Gestaltung von
öffentlichen und privaten Räumen. Schwerpunkt (und Leidenschaft) ihrer künstlerischen Tätigkeit ist die
Beschäftigung mit Pflanzen und Gärten.
www.carmenmueller.net